Leichtes Übergewicht: Kann ein paar Kilos mehr die Lebenserwartung erhöhen?
In der modernen Gesundheitswelt dreht sich vieles um das Thema Gewicht und Abnehmen. Doch was, wenn wir dir sagen, dass leichtes Übergewicht gar nicht so schlecht ist, wie man denkt – und sogar zu einem längeren Leben führen kann? Zahlreiche Studien zeigen überraschende Ergebnisse, die das sogenannte “Adipositas-Paradoxon” ins Rampenlicht rücken. Aber was steckt wirklich dahinter?
Was bedeutet leichtes Übergewicht?
Leichtes Übergewicht wird in der Regel durch den Body-Mass-Index (BMI) definiert. Ein BMI von 25 bis 29,9 wird als übergewichtig angesehen, während ein Wert zwischen 18,5 und 24,9 als normal gilt. Wichtig zu verstehen ist, dass der BMI allein kein vollständiges Bild der Gesundheit liefert. Ein leicht übergewichtiger Mensch kann fit und gesund sein, während jemand mit einem “normalen” BMI gesundheitliche Probleme haben kann.
Leicht Übergewichtige leben länger als schlanke Menschen – das ist das Ergebnis einer Studie der Kopenhagener Universitätsklinik.
Für die Studie haben die Wissenschaftler Daten von über 100.000 Bürgern ausgewertet. „Heute haben Übergewichtige eine geringere Sterblichkeit als Normalgewichtige“, erklärt Studienleiter Borge Nordestgaard die Ergebnisse.
Noch in den 70er-Jahren sah das ganz anders aus. Da hatten Normalgewichtige noch eine höhere Lebenserwartung. Der Grund für diesen Wandel ist allerdings noch unbekannt.
Studie ermittelt ideales Körpergewicht
Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse, errechneten die dänischen Forscher das ideale Körpergewicht, der als Body-Mass-Index (kurz BMI) angegeben wird. Der liegt demnach heute bei 27. Zum Vergleich: Ein BMI von 18,5 bis 24,9 gilt als normal. Bis 29,9 gilt man als übergewichtig. Wer darüber liegt, zählt als fettleibig.
Um den BMI zu ermitteln, wird das Gewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat gerechnet (z. B. 65 kg : 1,75m : 1,75m = 21,22).
Der überraschende Zusammenhang zwischen Übergewicht und längerer Lebenserwartung
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Menschen mit leichtem Übergewicht eine geringere Sterblichkeit aufweisen als Menschen mit einem als normal definierten BMI. Dieser Effekt wird oft als Adipositas-Paradoxon bezeichnet. Eine Meta-Analyse der renommierten “National Health and Nutrition Examination Survey” (NHANES) kam zu dem Ergebnis, dass Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 29 ein geringeres Risiko haben, vorzeitig zu sterben, als Menschen mit einem BMI unter 25.
3 Gründe, warum leichtes Übergewicht von Vorteil sein kann
- Energie-Reserven in Krisenzeiten
Menschen mit etwas mehr Körperfett haben zusätzliche Reserven, auf die ihr Körper in Stresssituationen, wie zum Beispiel bei schweren Krankheiten, zurückgreifen kann. Diese zusätzlichen Fettreserven könnten dem Körper helfen, sich besser zu erholen. - Mehr Muskelmasse
Ein leicht übergewichtiger Mensch hat oft auch mehr Muskelmasse als ein schlanker Mensch. Muskelmasse ist besonders im Alter wichtig, um Kraft und Mobilität zu erhalten. Sie hilft zudem, den Stoffwechsel aktiv zu halten. - Früherer Zugang zu medizinischer Versorgung
Übergewichtige Menschen neigen dazu, häufiger ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und werden oft stärker auf Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes überwacht. Dies kann dazu führen, dass Krankheiten früher erkannt und behandelt werden, was die Lebenserwartung verlängert.
Aber Achtung: Nicht jedes Übergewicht ist gesund
Trotz dieser positiven Studienergebnisse ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass nicht jedes Übergewicht gleich ist. Vor allem das viszerale Fett, das Fett, das sich um die Organe sammelt und besonders im Bauchbereich gespeichert wird, birgt erhebliche Gesundheitsrisiken. Es erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und andere chronische Krankheiten.
Die Rolle eines gesunden Lebensstils
Während leichtes Übergewicht unter bestimmten Umständen mit einer längeren Lebensdauer verbunden sein kann, spielt ein gesunder Lebensstil eine viel wichtigere Rolle. Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Stressmanagement und ausreichend Schlaf sind die eigentlichen Faktoren, die langfristig für Gesundheit und Wohlbefinden sorgen – unabhängig vom BMI.
Fazit: Nicht nur die Zahl auf der Waage zählt
Die Forschung zeigt, dass es nicht immer die beste Strategie ist, unbedingt einem bestimmten Idealgewicht nachzujagen. Leichtes Übergewicht kann sogar Vorteile bieten, besonders wenn es mit einem gesunden Lebensstil kombiniert wird. Aber: Das individuelle Gesundheitsprofil ist entscheidend! Bevor du also deine Ernährungs- oder Fitnessgewohnheiten änderst, ist es ratsam, einen Ärztin zu konsultieren und gemeinsam die besten Maßnahmen für deine langfristige Gesundheit zu besprechen.